Schreiben als Machen, und wie,
Die Rede zur Literatur entsteht im Rahmen der Autorenresidenz
Bourse Bicherfrënn, die Schriftsteller*innen die Gelegenheit
gibt, im LCB Berlin und auf Schloss Bourglinster zu arbeiten.
Sie ist organisiert vom Fonds culturel national
(www.focuna.lu) mit finanzieller Unterstützung der
Vereinigung Lëtzebuerger Bicherfrënn – Les Amis du Livre
a.s.b.l. (http://www.bicherfrenn.lu/) sowie in
Zusammenarbeit mit dem Centre national de littérature
(www.cnl.public.lu) und dem Kulturministerium. Elise Schmit
hatte die Autorenresidenz 2019 inne. Nach Tom Nisse und
Ian De Toffoli legt sie nunmehr ihre Überlegungen zum
Schreiben vor.
» Ich soll also angeben, was für mich das Schreiben sei, mein
Schreiben als Machen ansehen, als ποίησις. Man kann damit
meinen, warum ich das mache (zuschreiben), oder auch, wie
ich das mache.
Auf die erste Frage habe ich keine Antwort. Ich weiß auch
nicht, ob es sich dabei um eine sinnvolle Frage handelt. Ich
schreibe, weil ich schreibe. Ich hantiere mit Wörtern. Ich wäge ab. Ich frage mich, wie die Wörter zu
einem funktionierenden Text gefügt werden können, und füge sie entsprechend.«
» Am Anfang brauche ich eine Ordnung. Eine Ordnung ist etwas Übersichtliches, Verständliches. Sie sagt,
wo was ist. Sie dient zur Orientierung und Vergewisserung, dazu braucht man sie; ohne Ordnung gibt es
keine Behaustheit. Muss man die Ordnung deswegen wollen? – Nein, nichts muss man. Man kann auch
erst einmal sehen, was sich ergibt. Man kann sich treiben lassen von Einfällen, Wortklängen, Stimmungen.
Man kann ein paar Seiten schreiben oder auch fünfzig, aus einer Ahnung heraus. Diese Seiten brauchen
nicht schlecht zu sein. Nur falls es darum geht, sich irgendwo festzuhalten, wenn die Bewegung
irgendwohin führen soll, vielleicht nicht einmal zu einem Ziel, aber doch zu einem Abschluss und einem
Leser, was so viel heißt wie: wenn man nicht vorhat, allein zu bleiben mit seinen Einfällen, dann braucht
man eine Ordnung. Man hält also inne und versucht zu verstehen, wo man ist. Das meine ich mit Ordnung:
eine Art Land- oder Weltkarte mit Oben, Unten, Links und Rechts. «